9. Januar 2025

einBlick: Ausblick 2025: Zwischen Regierungswechseln und Zinssenkungen

Ausblick 2025:

Zwischen Regierungswechseln und Zinssenkungen

USA: Die Auswirkungen der Trump-Wahl

Die Wiederwahl von Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten wird weitreichende Auswirkungen haben, die nicht nur die Innenpolitik der USA betreffen, sondern auch globale Entwicklungen prägen könnten. Seine wirtschaftlichen und politischen Prioritäten könnten eine Neuausrichtung der globalen Handels- und Finanzpolitik erzwingen, während die innenpolitischen Maßnahmen tiefgreifende Folgen für die US-Wirtschaft und die internationale Investorenlandschaft haben dürften.

In den USA ist mit einer Fortsetzung von Trumps expansiver Fiskalpolitik zu rechnen. Bereits während seiner ersten Amtszeit legte Trump mit umfangreichen Steuererleichterungen für Unternehmen und Haushalte sowie der Deregulierung von Wirtschaftszweigen einen Schwerpunkt auf Wachstum. Für die Zukunft ist eine Verlängerung seines bisherigen Steuerpakets zu erwarten, das ursprünglich 2025 auslaufen sollte. Darüber hinaus könnten Maßnahmen wie eine Senkung des Körperschaftssteuersatzes von 21 Prozent auf 15 Prozent sowie weitere Erleichterungen für private Haushalte, wie die Abschaffung der Besteuerung von Trinkgeldern und Überstunden, auf Trumps Agenda stehen.

Diese Maßnahmen könnten zwar das Wirtschaftswachstum kurzfristig fördern, gehen jedoch auch mit Risiken einher. Die bereits hohen Haushaltsdefizite könnten die langfristigen Zinsen für Staatsanleihen steigen lassen, was sowohl Hypotheken- als auch Unternehmenskredite verteuern könnte. Zusätzlich bedrohen Trumps protektionistische Handelspolitik und die mögliche Einführung hoher Zölle – etwa 60 Prozent auf Waren aus China – die Wettbewerbsfähigkeit und das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen.

Die US-Notenbank, die in Trumps erster Amtszeit oft unter politischem Druck stand, dürfte eine entscheidende Rolle spielen. Während niedrige Zinsen und schnelle Reaktionen auf wirtschaftliche Schwächen wahrscheinlich sind, könnte die enge Beziehung zwischen Fiskal- und Geldpolitik die Inflation erhöhen und die Möglichkeiten für Zinssenkungen begrenzen.

Für die US-Aktienmärkte erwarten Marktexperten zumindest kurzfristig positive Vorzeichen. Nach den großen Technologiekonzernen könnten nun auch kleinere Gesellschaften durchstarten und von der wirtschaftsfreundlichen Politik profitieren. Besonders dann, wenn sie relativ unabhängig von den angedrohten Zöllen agieren können.

Europa und Asien: Wie fällt die Reaktion aus?

Neben wirtschaftlichen Fragen birgt Trumps Wiederwahl geopolitische Risiken. Sein unilateraler Ansatz und die „America First“-Politik könnten Spannungen mit Verbündeten verschärfen und internationale Institutionen weiter schwächen. Insbesondere Europa muss sich auf eine mögliche Reduzierung der US-Unterstützung vorbereiten, während sich gleichzeitig die Industrieproduktion abschwächt. Mögliche US-Handelszölle auf europäische Exporte würden zusätzlich die Konjunkturaussichten belasten. Unsere europäischen Nachbarn sind wirtschaftlich gefordert: Frankreich hat ebenfalls begrenzten fiskalischen Spielraum und sieht sich mit anhaltender politischer Unsicherheit konfrontiert. Italien arbeitet daran, die Schuldenquote trotz wirtschaftlicher Abkühlung zu stabilisieren, während Spanien dank eines robusten Dienstleistungssektors unter den großen europäischen Volkswirtschaften ein vergleichsweises starkes Wachstum verzeichnet.

Mit Blick auf die Neuwahlen in Deutschland steht für Experten ein zentrales Thema im Fokus: die Lockerung der Schuldenbremse. Die Volkswirte der großen Fondsgesellschaften sehen hierin den Schlüssel für mehr fiskalischen Spielraum, um wieder stärker in die Industrie und Infrastruktur zu investieren.

Für die Aktienmärkte in Deutschland und Europa sind die Analysten trotz des schwierigen Umfelds aber optimistisch. Die gute Entwicklung der großen Indizes, wie etwa der DAX, haben in 2024 darüber hinweggetäuscht, dass viele europäische Unternehmen im Vergleich zu den USA günstig bewertet sind. „Stockpicker“ sollten hier auch in 2025 Unternehmen finden, die im Verlauf des Jahres überraschen könnten.

In Asien schauen Investoren gerade sehr genau auf die chinesische Regierung. Während im September 2024 Konjunkturprogramme zu einer zwischenzeitlichen Rallye bei Asien-Aktien führten, erwarten Experten weitere Stützungsmaßnahmen für Unternehmen und Konsumenten, bevor das Vertrauen in die chinesischen Aktienmärkte zurückkehrt. Das Wirtschaftswachstum wird für 2025 auf 4,5 Prozent geschätzt – nach 4,8 Prozent im Vorjahr. Auch wenn die Wirtschaftsleistung damit weiterhin die Hälfte des gesamten Asien-Pazifik-Raums ausmacht, fällt die Dynamik des Wachstums hinter andere Nationen zurück: Stärker wachsen sollen in diesem Jahr etwa Indien, die Philippinen, Vietnam, Kambodscha, Bangladesch, Indonesien und Malaysia.

Anleihen: Profiteure der Zinssenkungen

Das Comeback des Rentenmarktes sollte sich auch in 2025 fortsetzen, wenn die Notenbanken ihrer aktuellen Politik treu bleiben. Dies ist insbesondere in Europa sehr wahrscheinlich und könnte in den USA nur durch eine rasche Rückkehr der Inflation in Frage gestellt werden. Investoren werden sich weiterhin die aktuellen Zinsen sichern wollen, bevor diese von den Notenbanken weiter nach unten getrieben werden. Außerdem können Anleihen als sicherer Hafen fungieren, wenn es an den Aktienmärkten unruhig werden sollte. Damit würden sie auch endlich wieder ihre Rolle als wichtiger Diversifikator für die Portfolios annehmen, die sie im Zinserhöhungszyklus ab 2022 verloren haben.

Düster sieht es für Anleger aus, die ihre Liquidität auf Tages- oder Festgeldkonten gelegt haben und sich in den letzten Jahren über eine attraktive Verzinsung freuen konnten. Gerade in Europa scheint es damit erstmal vorbei zu sein. Sobald auch die letzten „Lockangebote“ ausgelaufen sind, werden die Renditen hier wohl nicht mehr die Inflation ausgleichen können. Um weiterhin reale Renditen – also unter Abzug der Geldentwertung – zu erzielen, führt an Anleihen oder Aktien kaum ein Weg vorbei.

Fazit: Der Ausblick auf das Jahr 2025 zeigt ein wirtschaftlich herausforderndes und von politischen Veränderungen geprägtes Umfeld. Die USA erleben mit der Wiederwahl von Donald Trump einen weiteren wirtschaftspolitischen Wandel, der sowohl Chancen als auch Risiken für Anleger mit sich bringt, insbesondere aufgrund der Fiskalpolitik und der internationalen Spannungen. In Europa und China wird viel davon abhängen, wie sich die Politik den neuen Herausforderungen stellt. Im Gegensatz zu den USA haben diese Regionen allerdings den Vorteil, dass die Aktienmärkte noch vergleichsweise günstig sind. Positive Überraschungen sind hier in 2025 also in jedem Fall möglich.

Die allgemeine Stimmung der Experten bleibt nach dem starken Markt in 2024 auch weiter positiv. Der Konjunkturzyklus scheint zwar langsam eine späte Phase erreicht zu haben, ist aber eben noch nicht am Ende angelangt! Flexibilität bleibt in diesem Umfeld besonders wichtig. Anleger sollten nicht nur auf die bereits hoch bewerteten Börsenlieblinge des Vorjahres schauen, sondern auch kleineren Unternehmen und Value-Titeln wieder eine Chance geben. Anleihen bleiben als defensive Bausteine attraktiv und sollten die Depots auch in schwierigen Marktphasen stabilisieren. Eine sorgfältige Strategie und eine breite Streuung bleibt auch in 2025 der Schlüssel zum Erfolg!


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